Haptik-Pioniere (die mir bekannt sind)

Aristoteles, der erste Haptiker

Aristoteles *384 v. Chr. †322 v. Chr.

Sein geistiger Vater Platon nannte den Sehsinn den göttlichen Sinn. Er negierte den Tastsinn. Aristoteles führte den Tastsinn als Erster auf, allerdings an letzter Stelle, wahrscheinlich, um keinen Ärger mit Platon zu bekommen :-).

  1. Sehsinn
  2. Hörsinn
  3. Geruchssinn
  4. Geschmackssinn
  5. Tastsinn (den er jedoch in einer Fußnote als den einzig unentbehrlichen bezeichnete)
Thomas von Aquin, der Haptiker des Mittelalters

Thomas von Aquin *1225 †1275

Für Thomas von Aquin war der Tastsinn der Sinn aller Sinne. Und er war derjenige, der es als besonders herausstellte, dass wenn der Mensch etwas oder jemanden berührt, er auch immer gleichzeitig berührt wird. Der Tastsinn hat somit immer eine doppelte Funktion.

Albertus Magnus Haptiker

Albertus Magnus *1193 †1280

Was wäre mit dem Ich ohne Körper? Was geschieht mit der Seele?

Immanuel Kant *1724 †1804

Berühren und spüren. Fühlen, tasten, fassen und erfassen. „Die Hand ist das Fenster zum Geist“, sagte der deutsche Philosoph Immanuel Kant. Was uns interessiert, das müssen wir in die Hand nehmen. Und was wir in der Hand haben, das verstehen wir. Unser Tastsinn ist so sensibel, dass wir Dinge, die wir in den Händen hielten, um ein Vielfaches detaillierter beschreiben, als wenn wir sie nur sehen. Jede Berührung, jedes Anfassen erzeugt ein Feuerwerk im Gehirn. Wir greifen – und begreifen.

Maria Montessouri *1870 †1952

Wow, was hat diese Frau bewegt. Und eine Alternative zum klassischen Schulsystem – still sitzen und zuhören und zusehen. Wider jeder Natur der Kinder. Kinder lernen durch Anfassen, begreifen und bewegen. Und deshalb hat sie eine Schulung der Sinne geschaffen, die ganz besonders den Tastsinn, das Fingerspitzengefühl fördert. Nicht nur damit man mehr und besser fühlen lernt, sondern auch um sich selbst besser zu fühlen und damit mehr Selbstbewusstsein zu erzeugen. Meine Bewunderung hat sie.

Rudolf Steiner *1861 †1925

Der Gründer der Anthroposophie. Auch er bewegte enormes und gründete die Waldorfschulen. Er benannte 12 Sinne, wobei der Tastsinn der göttliche Sinn war und ist. Auch in der Waldorfschule wird die körperliche Erfahrung, der Tastsinn, stark gefördert. Er hat aus dem Tastsinn 4 Sinne gemacht, den Tastsinn, Bewegungssinn, den Wärmesinn und den Gleichgewichtssinn, der natürlich eine große Rolle für den Menschen spielt, nicht nur aufgrund seines aufrechten Ganges. Man muss kein Anthroposoph sein, um sein Werk als genial zu achten.

Wilder Penfield *1891 †1976

Diesem Gehirnchirurgen ist zu verdanken, dass wir ungefähr wissen, wie unser Körper proportioniert wäre, wenn es im Verhältnis der Größe der zuständigen Hirnareale wäre. So entstand der Penfield-Homonculus. Der Tastsinn der Hände braucht allein über 30% unseres Gehirns.

Harry Harlow *1905 †1981

Er fand heraus, dass Kuscheln für kleine Rhesusäffchen wichtiger ist, als die Nahrungsaufnahme. Er stellte den Affenbabys ein Drahtgestell mit Nahrung und alternativ ein Kuschelgestell zur Verfügung. Die meisten Affenbabys verhungerten lieber als sich auf dem Drahtgestell zu nähren. Kuscheln und körperliche Nähe, am liebsten der Mutter, sind nicht nur für Rhesusaffen existenziell. Der alte Fritz hat auf der Suche nach der Ursprache das Gleiche mit Menschenbabys erlebt. Ohne Kuscheln können wir nicht leben.

Hugo Kükelhaus *1900 †1984

Der 2. geistige Vater. 1986 war in Köln eine Ausstellung an der pädagogischen Hochschule „Tastfeld“. So viele wunderbare Objekte zum Anfassen, berühren und sich zu erfahren. Und ich war begeistert, dass die Menschen alle, das Tastfeld lebendiger verließen, als sie gekommen waren. Hugo Kükelhaus hat nicht nur mit seinen Phänobjekten die Menschen belebt, sondern auch mit seinen Studien. Ein Wissensschatz besonderer Güte. Sein „Erfahrungsfeld der Sinne“ sollte jeder erlebt haben. Schloss Freudenberg in Wiesbaden bietet hier wie auch die Ausstellungen Phänomenta die besten Möglichkeiten.

Prof. Frederic Vester *1925 †2003

Der 1. geistige Vater. Seinem Buch „Denken, Lernen und Vergessen“ habe ich die Erkenntnis und den Stellenwert des Haptischen Lernens zu verdanken. 1985 hat es mich elektrisiert. Er kam auch damit ins 1. deutsche Fernsehen und hat vollkommen zu Recht das Schulsystem kritisiert. Der Mensch lernt am schnellsten und am besten durch körperliche Erfahrung und nicht durch still sitzen und zuhören. Zumal es dem Wesen der Kinder, ganz besonders der Jungen widerstrebt. So kam ich auf die Idee der 1. patentierten haptischen Verkaufshilfe, damit der Kunde den Sinn und Zweck von Versicherungsschutz selbst begreifen konnte. DANKE!!!

Prof. Dr. Martin Grunwald *1966

Wir kennen uns seit 2007. Er ist der führende Haptik-Forscher in Deutschland, aber mit internationaler Reputation. Sein Buch „Der bewegte Sinn“ war sein Erstlingswerk und ist heute hoch gehandelt. Sein Mammutwerk „Haptik Perception“ wurde mit 80 Spezialisten in Englisch 2008 veröffentlicht. Leider reicht mein Englisch nicht, um wissenschaftliche Texte zu lesen. Sein Buch „Homo Hapticus“ ist ein Bestseller als Sachbuch vollkommen zu Recht geworden. Ich schätze ihn sehr und es tut gut, sich mit ihm auszutauschen. Er hat viel für die Haptik getan und ich hoffe, es wird noch viel mehr. Er weiß sehr genau, was im Gehirn geschieht, wenn wir berühren oder berührt werden. Er hat Magersüchtige mit Neoprenanzüge erfolgreich behandelt. Diese Methode wird heute nicht nur an de Charité mit großem Erfolg angewendet.

Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer *1958

Er ist Neurologe an der Uni Ulm. Als Arzt und Psychiater kämpft er gegen den frühen Gebrauch von Handys und gegen die Vereinsamung der Menschen seit vielen Jahren. Er weiß um die Macht der Haptik sowohl menschlich als auch pädagogisch genau Bescheid. Sein letztes Buch „Künstliche Intelligenz“ ist aktuell ein Spiegel-Bestseller. Sein Buch „Einsamkeit – Die unerkannte Krankheit“ hat mich tief beeindruckt. Alle Haptiker sehen diese Gefahr, aber Spitzer hat sie schon vor der Pandemie publik gemacht. KLASSE!

Prof. Bruno Müller Oerlinghausen *1958

Was für ein Werdegang. Vom zulassenden Psychopharmakologen zum Berührungs- und Massagen-Spezialist. Ja so kann es gehen, wenn man aus Überzeugung handelt und dann sogar mit wissenschaftlichen Studien beweist, dass die psychoaktiven Massagen bei Depressionen besser wirken als jedes Psychopharmaka. Reputation auf höchsten Niveau und sehr große Kompetenz. Ich bin stolz ihn zu kennen und mich mit ihm auszutauschen.

Prof. Gerald Hüther *1951

Er ist vielleicht der bekannteste Neurobiologe Deutschlands. Er war Co-Autor von dem 2011 erschienenen Buch „Embodiment“. Er weiß also viel über die Verkörperung und damit über die Haptik. 2013 hat er mich extrem mit dem Film „alphabet“ beeindruckt. In diesem Film wurde wieder das Schulsystem sehr hart kritisiert und das nicht polemisch, sondern wissenschaftlich. Aber wir kennen das schon Montessouri, Steiner, Vester, Spitzer, Hüther, Precht und viele mehr. Und was ändert sich zum Guten? Die Digitalisierung macht es aktuell nur noch schlimmer.

Prof. Dagmar Schmauks *1950

Ich habe 2011 ein Haptisches Wörterbuch ins Netz gestellt in der Hoffnung daraus ein Mitmach-Projekt zu starten. Es lief aber leider nicht. Dann stellt mir Dr. Grunwald die Verbindung zu Frau Prof. Schmauks her, die auch schon lange an griffigen Wörtern und ihre Bedeutung arbeitete. 2015 erschien dann Ihr Buch „Spitze Bemerkungen und schwammige Argumente“. Sie ist dem Gebiet der haptischen Sprache, ich denke, führend in Deutschland. Und da wir haptische Wesen sind, ist auch unsere Sprache sehr körperorientiert.